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Interview

Alpinger Buchmesse 6.-8. August 2021

Autoreninterview:

Guten Morgen, magst du dich deinen Lesern kurz vorstellen?

Guten Morgen! Ich veröffentliche unter dem Pseudonym Resi Lienz, um die Identität meiner Tochter und meiner Familie zu schützen.

Wer oder was hat dich zum Schreiben gebracht? oder wie bist du zur schreibenden Tätigkeit gekommen?

Seit meinem 10. Lebensjahr, das liegt nun mehr als 4 Jahrzehnte zurück, schreibe ich.«Wer schreibt, der bleibt», lautete schon das Motto meiner Mutter, die eine ausgesprochene Leseratte war. Ich schrieb mehr oder minder durchgängig Tagebuch, besuchte Seminare mit schönen Titeln wie z.B: «Schreiben befreit», verfasste Gedichte, schrieb Reden für offizielle Anlässe, bewarb mich bei einer Journalistenschule, für die ich eine faszinierende Reportage über das «letzte Hemd» anfertigte, bekam einen Reporterjob bei einer Regionalzeitung und schrieb Reiseberichte. Eigentlich ist kaum eine Sache vorstellbar, die von mir nicht schreibend kommentiert würde.

Heute hat beinahe jeder Schriftsteller einen Brotjob. Was machst du beruflich, wenn du nicht schreibst?

So einiges. Nachdem ich in den 80iger Jahren Anglistik und Pädagogik auf Lehramt studierte, dann 30 Jahre im Marketing und Vertrieb arbeitete, Kinder und Jugendliche unterrichtete und coachte, studiere ich seit zwei Jahren Linguistik (Italianistik und deutsche Sprachwissenschaft), da mein Ziel ist, in die Sprachforschung zu gehen. Ich arbeite als Dolmetscher und Übersetzer und unterstützte technische Unternehmen im Online-Handel.

Glaubst du, dass du irgendwann mal von deinen Büchern leben kannst?

Nein, bei einem Buch pro Jahr im letzten Drittel meines Lebens:). Das ist aber auch nicht mein Ziel. But never say never:).

Es gibt unter Schriftstellern eine Krankheit. Immer Ideen im Kopf zu haben und kaum Zeit, um sie alle aufzuschreiben. Leidest du auch darunter oder bist du eher der planende Typ?

Das mit den Ideen kenne ich!:) Die besten Ideen habe ich beim Langstreckenlauf oder mitten in der Nacht, wenn ich eigentlich schlafen sollte. Ich schreibe sie auf, egal wann und wo. Es ist keine Frage der Zeit. Mir ist es schon passiert, dass im Auto so gar nichts vorhanden war, das an Schreibwerkzeug erinnert hätte, da habe ich meine Idee mit meinem Lippenstift aufs Inspektionsheft des Autos geschrieben. Ich bin aber auch ein ausgesprochener Planungsfetischist. In meiner Brust schwelen zwei Seelen, mein Aszendent, der im Alter immer mehr aus sich herauskommt und mein Sternzeichen, das das genaue Gegenteil meines Aszendenten ist.

Über welches Buch möchtest du heute plaudern?

Sagen wir mal über mein Erstlingswerk, das ich im Dezember 2020 veröffentlicht habe: Generation Smartphone in der Pubertät.

Worum geht es in deinem Buch?

Es geht um eine ganze Menge. Das Buch hat 524 Seiten. Es geht um die digitalen Risiken für Jugendliche, insbesondere für die Generation Z, im Internet, zu einem Zeitpunkt (Juli-November 2020), in dem die Öffentlichkeit diesbezüglich noch nicht so präsent war wie seit März 2021 [Inzwischen bin ich mit Fachleuten und Themen-Initiativen in den sozialen Medien weitreichend vernetzt. Wir arbeiten Hand in Hand]. Es ist ein authentischer Erfahrungsbericht einer knallharten dreijährigen Pubertät. Es ist ein Undercover-Bericht, da ich auch mit dem LKA in Berlin und der Kriminalpolizei kooperierte und ins DarkNet abtauchte. Es ist ein Erziehungsratgeber, er gibt Erziehungstipps, zeigt aber auch Erziehungsfehler auf, die Eltern nicht erst in der Pubertät machen, sondern dann, wenn die Sprösslinge noch ganz klein sind. Es geht um Erziehung 2.0. Es geht um das Versagen der Jugendhilfe und überforderte Eltern. Es geht um den Generationenbegriff und die Geschichte des Smartphones und noch vieles mehr. Das Inhaltsverzeichnis findet sich auch auf der Homepage. https://resilienz.site

Und für wen ist es, deiner Meinung nach geeignet?

Für alle. Für alle, die sich für Kinder und Jugendliche und/oder die digitalen Medien interessierten. Für Eltern, Großeltern, Schulen, Einrichtungen der Erziehungshilfe usw.

Wie kam dir die Idee zu diesem Buch?

Das Buch zwang sich mir auf. Nach 2,5 Jahren einer haarsträubenden Pubertät mit meiner Tochter, entwich mein Sprössling immer öfter von zuhause, um sich der digitalen Kontrolle durch ihre Mutter zu entziehen. Schlussendlich ließ sie sich vom Jugendamt in Obhut nehmen. Damit war die Geschichte aber nicht zu Ende. Im Gegenteil Sie setzte sich weiterhin großen Gefahren im Netz aus und das Jugendamt erklärte sich dafür nicht zuständig, da das Internet außerhalb ihres Metiers falle. Da verstehe einer mal die Definition des Begriffes „Jugendschutzes“. Als Mutter konnte ich natürlich nicht tatenlos zusehen: schaltete das LKA und die Kriminalpolizei ein, hackte meine Tochter und wehrte mich mit Händen und Füßen gegen die Inkompetenz und Betriebsblindheit der zuständigen Behörden. Als sich der Schriftverkehr immer weiter auf meinem Schreibtisch stapelte und meine Hilferufe ungehört an den Schutzmauern der Institutionen abprallten, kam mir spontan die Idee, das Ganze öffentlich zu machen, um Betroffene aufzuklären und zu warnen und Fehlentscheidungen und Inkompetenz im System der Jugendhilfe öffentlich anzuprangern. Ich wertete wissenschaftliche Studien aus und kooperierte mit dem Bildungsforscher Prof. Dr. Klaus Hurrelmann. Das zuständige Jugendamt hat übrigens mein Buch angefordert. Geändert hat sich in ihrem speziellen System noch nichts, aber meine Tochter ist wenigstens aus der größten digitalen Gefahrenzone heraus.

Gibt es auch eine Leseprobe?

Natürlich auf der Homepage z.B. https://resilienz.site

Wo kann man das und andere Bücher von dir kaufen?

Auf der Homepage oder via Bestellung an info@resilienz.site;

bei Amazon https://www.amazon.de/Generation-Smartphone-Pubert%C3%A4t-Internetrisiken-Mutter-Tochter-Beziehung/dp/3000678352/ref=sr_1_3?__mk_de_DE=%C3%85M%C3%85%C5%BD%C3%95%C3%91&dchild=1&keywords=Generation+Smartphone+in+der+Pubert%C3%A4t&qid=1628072519&sr=8-3

Im Faltershop in Österreich https://shop.falter.at/suche/?q=Generation+smartphone+in+der+pubertät

Teilweise bei lokalen Buchhändlern.

Oder in dem man mich bei Facebook //resi.lienz.73 oder Instagram kontaktiert //lienz.resi

Was ist deine Inspiration oder was animiert dich zum Schreiben?

Die Frage der Frage. Da geht es mir wie vielen Autoren. Animation ist überhaupt nicht nötig. Ich könnte ohne Schreiben (Stift/Papier) nicht leben! Schreiben befreit. Schreiben ist Mediation. Schreiben erklärt einem selbst und anderen das Leben. Schreiben ist so vieles. Wenn ich mein Alltags-Soll erfüllt habe, darf ich schreiben, Belohnung! und im August habe ich vier Wochen „Schreiburlaub“. Ich schmunzel auch über den Begriff „Schreibblockade“, über den meine Kollegen manchmal im Netz diskutieren.

Schreibst du auch noch andere Genres? Welche und wieso gerade diese?

Aktuell noch nicht. Aber alles vorstellbar.

Was denkst du: Wie lesen sich deine Bücher? Einfach und schnell oder eher intensiv und umschreibend?

Mein Buch. Das zweite erscheint erst Ende des Jahres. Konsum oder Genuss? Eine Leserrückmeldung kann ich geben, trotz der offensichtlich vielen Seiten lässt es sich sehr gut abschnitts-, sprich kapitelweise lesen und Leser haben mir auch geschrieben, dass sie eigentlich gar keine Zeit hatten, aber das Buch bis zur letzten Seite nicht aus der Hand legen konnten. Es hängt auch immer vom jeweiligen Leser ab. Das Buch geht jedenfalls nahe, und ich kann mir schon vorstellen, je nachdem wie hoch der eigene Betroffenheitsgrad ist, dass man das ein oder andere Seitchen auch schon mal zwischendurch erst verdauen muss, bevor man weiterliest. Eine Leserin hat mir rückgemeldet, dass mein Buch sie technisch (inhaltlich) überfordert habe. Aber auch das ist wichtig, dass man sich mit der heutigen Technik des Internets befasst, es reicht bei weitem nicht aus, die Internetnutzungszeiten der „Kleinen“ zu reglementieren, wenn man helfen und pädagogisch klug begleiten will, ist man verpflichtet, in die Materie so richtig tief einzusteigen.

Hast du schon ein nächstes Projekt? Arbeitest du vllt schon an Einem?

Na klar. Band 2. Soll Ende des Jahres erscheinen. Gottseidank war ich das erste Halbjahr dieses Jahres kontinuierlich fleißig, sodass mir das auch gelingen wird. Es wird super spannend. Ursachenforschung. Es geht vor allem auch um das Phänomen der existentiellen Indifferenz, das sich unter unseren Jugendlichen aus ganz verschiedenen Gründen immer weiter verbreitet. Zu diesem Zweck habe ich eine neue wissenschaftliche Studie aus Österreich ausgewertet. Aber auch um viele andere wichtige Themen.

Warum veröffentlichst du als Selbstverleger? Sei bitte ehrlich!

Ich bin immer ehrlich und authentisch. Ich glaube, das ist neben Humor, meinem Schreibstil, meiner Neugier und meiner Hartnäckigkeit eines der herausstechendsten Merkmale als Autor und vor allem auch als Mensch. Ich sage lieber die ganze Wahrheit und handele mir dabei Unmut ein, als dass ich irgendetwas unter den Tisch kehren würde.

Bei Band I hatte das diverse Gründe. Zunächst einmal ist man bei der Veröffentlichung des ersten Bandes „blutiger Anfänger“. Man kann schon froh sein, wenn man durch den Dschungel all der Informationen und Dinge, die mit einer Buchveröffentlichung zusammenhängen, überhaupt durchblickt.

Heute, nach einem Jahr ist das natürlich ganz anders. Ich bin in der Buch- und Autorenszene verwurzelt und genieße das sehr. Hätte ich nie gedacht, dass einmal bekannte Autoren zu meinem Freundeskreis zählen würden. Doch es kam so. Und auch meine Mädels bei Instagram machen mir täglich große Freude.

Ein Grund fürs Selfpublishing war die drängende Zeit. Da ich mit Zahlen jongliere, sollte das Buch Ende 2020 erscheinen, damit die Zahlen frisch sind. Ich hatte ja nicht ohne Grund die neuesten Studien ausgewertet. Es nützt mir nichts,wenn mein Buch bei einem Verlag erst einmal zwei Jahre auf Halde liegt, bevor es veröffentlicht werden kann. Dann sind die Zahlen veraltet und ggf. wurde ich zwischenzeitlich von anderen Autoren im selben Themenbereich links überholt.

Natürlich bin ich auch regelmäßig an Verlage herangetreten, die die mir sagten,das Buch müsse unbedingt veröffentlicht werden, waren meist zu klein, ihr Budget zu limitiert, als dass sie hätten mich aufnehmen können. Es muss ja auch alles zusammenpassen Autor-Verlag-Genre-Buch-Chemie.

Dann habe ich irgendwann veröffentlicht und mir gesagt, Hauptsache das Buch ist es jetzt erst einmal draußen und die Rückmeldungen der Leser haben mir gezeigt, dass es die richtige Entscheidung war.

Das Buchmarketing bereitet mir auch keine Probleme, da ich ja jahrzehntelang im Marketing und Vertrieb in technischen Branchen unterwegs war und sehr hartnäckig sein kann. Was mir nicht liegt, was manche Autoren betreiben, ist tägliches stupides Wiederholen des ewig selben Marketing-Beitrags nach dem Motto „Und täglich grüßt das Murmeltier“. Das interessiert keinen Menschen. Ich kaufe kein Buch, weil ich jeden Tag dasselbe Cover sehe. Ein Autor sollte täglich Geschichten erzählen. Ich bin aber ziemlich kreativ und furchtlos, mir fällt jeden Tag etwas Neues ein, wie mein Buch auf sich aufmerksam machen kann. Doch nun muss ich mich erst mal um sein Geschwisterchen kümmern. Band II.

Danke für das Interview.

Liebes Alpinger-Team, ich habe zu danken, auch für die Organisation der Messe und meine Teilnahme. Ich wünsche uns allen viel Erfolg!

Herzliche Grüße Resi Lienz, August 2021.

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